Im Halbfinale des Rheinland-Pfälzischen Mannschaftspokals trat unsere Nachwuchsmannschaft Landau II nach der Überraschung im Viertelfinale nun beim Bundesligisten und Titelverteidiger Heimbach-Weis/Neuwied an. Die Gastgeber nahmen Landau ernst und traten stark an:
1. IM Winterberg (2445) - Jonas Roth (1913)
2. FM Ohler (2275) - Aaron Gräf (1843)
3. Bleeke (2148) - Kacper Latka (1734)
4. Rutz (2065) - Samuel Lang (1481)
DWZ-Schnitt 2233 gegen 1742. Knapp 500 Punkte Unterschied. Mehr als Erfahrung sammeln schien nicht angesagt im hohen rheinland-pfälzischen Norden.
Unterstützt und angefeuert wurde das Team vom präsidialen Fahrer Matthias Lang, der nach dem Ausscheiden im Viertelfinale von Landau I in Ludwigshafen nicht für die Zwoote spielberechtigt war.
Zu Beginn entwickelten sich die Partien recht zäh. Jonas tauschte im Philidor schon im 3.Zug die Damen, um wenige Züge später den Bauern a2 "zu opfern". Aaron hatte es mit einem englischen Aufbau mit b3 zu tun und konnte das Zentrum besetzen. Kacper wählte Königsindisch mit dem Tausch exd4, um nach Sg4 "Hoppelspringer" zu spielen, bis dieser schließlich auf d7 landete und den Lc8 verstellte. Samuel hatte es mit d4-c5 zu tun und kam nach einigen ungewöhnlichen Entlastungszügen ein wenig ins Aktivitätshintertreffen.
Der Autor ging nun bei strahlendem Sommerwetter ein wenig spazieren, um dann aus dem nichts die 1-0 - Führung für Landau II vermeldet zu bekommen. Aaron nutzte einen taktischen Schlag, ein wunderbares Damenscheinopfer, und gewann einen Bauern. Statt die Damen zu tauschen, spielte der Gegner den König in die Ecke und gab nach Sg4 und undeckbarem Matt auf. Schöner Start.
Nach etwa drei Stunden war bei Jonas an Brett 1 ein komisches Endspiel entstanden, das man aufgrund der beiden verbundenen Freibauern des Schwarzen durchaus als vorteilhaft für diesen vermuten könnte.
Kacper hatte an Brett 3 mittlerweile nichts mehr zu lachen und musste Material und Partie abgeben: 1-1
Bei Samuel war an Brett 4 ein leicht aussichtsreiches Endspiel entstanden. Bauer mehr, aber vermutlich schwer zu verwerten. Großes Problem: Die Zeit. Zwischenhoffnung: Jonas hält remis, Samu verliert nicht, Titelverteidiger rausschmeißen, Sensation perfekt.
Es sei am Rande erwähnt, das der Autor das nicht fassen konnte...
Jonas schaffte es nun in der Folge die beiden verbundenen Freibauern zu entkernen und den a-Bauern neben das Brett zu setzen. IMs fällt allerdings immer was ein, doch heute war dem wohl nicht so. Selbst das letzte Springernotopfer vermochte Jonas nicht zu schocken. Er hielt die beiden letzten verbliebenen Bauern auf und remisierte: 1,5-1,5
Spannend. Spannender als es alle erwartet hatten...
Samuel hatte allerdings zwischenzeitlich bedingt durch die massive Zeitnot ein paar Probleme bekommen. Nur noch vom Inkrement lebend, entstand folgende Stellung:
Samuel Lang - Rutz
Nach 64.h5 - Td5 65.h6 - Th5 plante Samu Ld2 was nach Th2+ allerdings den Läufer verliert (komischerweise ist das gar nicht schlimm, weil der freie h-Bauer mit Unterstützung des Königs den schwarzen Turm kassiert und der verbleibende weiße Turm sich einfach gegen den b-Bauern opfert). In hochgradiger Zeitnot gibt man dann aber lieber mal den Freibauern, anstatt die Figur. So folgte 66.Ke2 - Txh6 67.Lh4 - Kb3 68. Le7 (aktive Verteidigung aus dem gegnerischen Lager raus. Bravo!). 68... Th2+
Wohin mit dem König? d3, f3 oder doch lieber d1?
69.Kd1?! ist sicher nicht die beste Wahl. Einfach rauslaufen gibt Schwarz nicht die nach 69... Kc3 nun entstandenen Matt-Motive.
70. Tf4 ?? mit 5 Sekunden Restzeit gespielt ist nun der entscheidende Fehler, der nach 70... Th1+ 71.Ke2 - Te1+ den Le7 und damit die Partie kostet. (70.Th4 oder Lc5 bieten noch einige Remis-Ressourcen).
1,5 - 2,5 nach fast 5 Stunden Spielzeit. Der Bundesligist und Titelverteidiger stand vor dem Aus und hat es in der Nachspielzeit doch noch geschafft. Im Finale trifft Heimbach-Weis/Neuwied auf den SK Ludwigshafen, der den SK Kaiserslautern mit 2,5-1,5 schlagen konnte.
Jungs, wir sind stolz auf Euch! Nächstes Jahr wieder!!
(Matthias Lang)