Unser Verein wurde im Jahr 1908 gegründet und gehört mit über 100 Mitgliedern (davon sind etwa die Hälfte Kinder und Jugendliche) zu den größten Schachvereinen in Rheinland-Pfalz. Mit insgesamt 9 Mannschaften und mehreren Mannschaften in der Nachwuchsliga nehmen wir aktiv am Spielbetrieb teil. NEUGIERIG geworden? Egal wie alt, egal ob Anfänger oder erfahrener Vereinsspieler - scheuen Sie sich nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen! Unser Spielabend findet samstags ab 15 Uhr (Jugend und Erwachsene) bzw. ab 17 Uhr (Erwachsene) im Otto-Hahn-Gymnasium (Eingang blaues Tor in der Langstraße) statt.

Am 11. November war Landau 3 bei der Turn- und Sportgemeinde (TSG) Mutterstadt zu Gast. Nicht, um in den Fasching zu turnen, sondern um ganz spaßbefreit zwei wichtige Mannschaftspunkte für den Klassenerhalt in der 1. Pfalzliga zu entführen. Die Mutterstädter Mannschaft hatte in den ersten beiden Runden jeweils einen deutlich geringeren DWZ-Schnitt aufgewiesen als Landau 3. Diesmal war sie jedoch so stark aufgestellt wie noch nie, während die Dritte nicht in ihrer Bestbesetzung an den Start gehen konnte. Somit trafen zwei etwa gleich starke Mannschaften (Mutterstadt: ø 1880, Landau 3: ø 1883) aufeinander, was einen spannenden Kampf verhieß. Um exakt 14:32 Uhr, als der Vereins-Chat ohnehin gerade heiß lief – die Erste lieferte ihrem Angstgegner Heimbach-Wies/Neuwied einen engen Fight, die Vierte empfing SC Bellheim 2 –, erreichte dann alle Nichtbeteiligten die Hiobsbotschaft: „Fabian und Meinrad spielen noch, F. steht schlecht“. Besonders bitter daran war der Spielstand: 2,5:3,5 aus Landauer Sicht. Somit mussten aus den letzten beiden laufenden Partien noch irgendwie 1,5 Punkte her, um wenigstens noch die sich abzeichnende Niederlage abzuwenden. Würde das gelingen?

An Brett 8 hatte Meinrad Rapp (1745) zuerst den giftigen Angriff von Dr. Marcel Böhles (1689) in Ruhe abgewehrt, um dann energisch zum Konter anzusetzen (Schwarz am Zug):

Anstatt mit 39…Sf7 (39…Te6 40.Tb8!) passiv den angegriffenen Bauern auf d6 zu decken, spielte Meinrad 39…Sg4!, was nach der naheliegenden Zugfolge 40.Sxd6 Txh2+ 41.Kg1 Txc2 42.T1f7+ Txf7 43.Txf7+ Kg8 (besser 43…Kh6, da nun der König auf der Grundreihe abgeschnitten ist) 44.Txb7 Se5 45.Txa7 Txb2 46.Ta3 Td2 47.Ta5 (mit 47.Se4! Txd3 48.Txd3 Sxd3 49.a5 Sb4 50.Kf2 erreicht Weiß einfacher das Remis) 47…Sxd3 zu einem spannenden Endspiel führte, das einen eigenen Beitrag verdienen würde.

Schwarz hat hier zwar einen Mehrbauern, doch erstens ist das Spiel gegen Randbauern für den Springer immer besonders unangenehm und zweitens kann Weiß, nachdem sich a- und c-Bauer gegeneinander getauscht haben, im Notfall seinen Springer gegen den schwarzen g-Bauern geben, da das Endspiel Turm und Springer gegen Turm in der Regel nicht zu gewinnen ist. Wer mehr dazu wissen will, findet hier instruktive Beispiele und gemeine Ausnahmen. Wenig später endete die Partie denn auch mit einem sachgemäßen Unentschieden, wenngleich Meinrad seinen Gegner wohl noch ein wenig länger im Carlsen-Stil quälen hätte können.

Da für die am Ende noch laufende Partie von Fabian Böttcher (1851) – an Brett 5 mit Weiß gegen Ivo Edel (1873) – ja galt „F. steht schlecht“, musste man nun schon auf ein Wunder hoffen. Fabian war ausgangs der Eröffnung klar besser gestanden, hatte dann aber durch einen scheinbar harmlosen Figurentausch seinen gedrückt stehenden Gegner entlastet, um unversehens in einer zwar objektiv ausgeglichenen, aber nicht sehr leicht zu spielenden Stellung zu landen. Tapfer versuchte er weiterhin Chancen gegen den schwarzen König zu kreieren, doch schließlich galt es zu viele Schwächen zu verteidigen (Schwarz am Zug):

Hier blieb Fabian nur mehr die Kapitulation durch ein Remisangebot (37…Txc5 oder 37…d4! gewinnen jeweils trivial), welches Ivo Edel zur Fixierung des Mutterstadter Sieges annahm.

Somit endete auch der dritte Mannschaftskampf der Dritten mit der knappest möglichen Entscheidung (4,5:3,5) – leider zum zweiten Mal zu Ungunsten der Landauer. Fabian und Meinrad sind dafür sicher nicht verantwortlich zu machen, waren doch insgesamt genügend Chancen für ein deutliches besseres Ergebnis vorhanden. So konnte es Mannschaftsführer Tobias Nicklis (1928) auch am Tag danach noch nicht fassen, warum ihm (allerdings in Zeitnot!) an Brett 3 gegen Jens Kohlbruch (1912) nach starkem Spiel der Knockout nicht gelingen wollte (Weiß am Zug):

In dieser pittoresken Stellung stehen alle zehn schwarzen Steine auf weißen Feldern, so dass die Schwäche der dunklen Felder im schwarzen Lager ins Auge springt. Wenn Weiß mit 35.Lh6! den Finger in die Wunde legt, ist Schwarz ohne Verteidigung: 35…d4 36.Txd4 Dc2 37.Dxc2 Txc2 38.Td7. Auch der schwarze b-Bauer geht verloren, während sich das schwarze „Gegenspiel“ (Ziel: g2) schnell als Illusion erweist, z.B. 38…Tb8 39.Lf4 Te8 40.Txb7 Tee2 41.Sh4 f6 42.Lh6 g5 43.Tg7+ (Schwarz am Zug):

Es bleibt die Wahl zwischen Tod (43…Kh8 44.Sg6#) und Verderben (43…Kf8 44.Txg5+)… In der Partie sah Tobias 35.Lh6 aber leider erst, als er 35.Td4 zog. Danach ist die Stellung immer noch für Weiß gewonnen, doch wertvolle Bedenkzeit ging bei der Abwehr der schwarzen Drohungen nach 35…Db1 36.Sg1 Tf2 verloren, so dass der Landauer nach dem schweren Zeitnotfehler 37.Lh6?? (Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet dieser Zug jetzt die Stellung verdirbt, während 37.Dd3 [Feld f1!] noch stets gewinnt.) Df1! 38.Df3 Txf3 39.Sxf3 Te2 40.Sh4 Te1 aufgeben musste.

Ähnlich Bitteres widerfuhr Uwe Hünerfauth (2021), dessen sorgfältige Eröffnungsvorbereitung an Brett 1 gegen Dr. Heinrich Scheiblauer (2036) die erhofften Früchte trug und rasch zu einer vielversprechenden Position führte (Weiß am Zug):

Mit 17.cxd5! hätte Uwe nun das massive schwarze Zentrum zerstören und die Weichen auf Sieg stellen können: 17…Sd4 18.Sxd4 Dxd6 (18…cxd4 19.Se4) 19.Sb5 Df6 20.h4. Nach 17.Sxc8? nutzte hingegen der Mutterstädter seine Chance mit der starken Riposte 17…e4! 18.Lh3 Kh8 19.cxd5 exf3 20.De6 Sd4 21.Dxf6 gxf6 und erreichte eine ausgeglichene, aber sehr dynamische Stellung. In der Folge verlor Uwe leider den Faden und schließlich auch die Partie.

Da aller Unglücke drei sind, bleibt noch eine weitere Niederlage zu berichten. Als Dr. Peter Fischer (1868) an Brett 4 von Robert Völpel (1989) 1.f4 kredenzt bekam, beantwortete er dieses freundliche Angebot zu einer ruhigen Partie – wie man das von ihm kennt! – umgehend mit der langen Rochade und Bauernvorstößen an beiden (!!) Flügeln. Das Brett brannte lichterloh, als Peter es in folgender Stellung (Schwarz am Zug) mit der Dynamik übertrieb und allzu optimistisch 24…Td2? zog:

Während 24…gxf4 25.Lxf4 Sd3! Schwarz anhaltende Initiative beschert hätte (eine schöne Variante lautet 25.Sxd3 exd3 26.Lg4 Tg8 27.Tg3 Txg4!? 28.Txg4 e5 29.Lg5 Dd7! 30.Dxd7+ Txd7), war nun 25.Txh7! eine böse Überraschung, die die schwarze Stellung mit voller Wucht traf. Und natürlich funktionierte nun auch noch die Taktik in jeder Hinsicht für Weiß: 25…Lc6 26.Txe7 Lxa4 27.Tc7+ Kd8 28.Txc5 Txe2 29.Lf6+ Kd7 30.Sxe4 Lc6 31.Td1+ Kc7 32.Le5+ Kb6 33.Ld4 Kc7 34.Kf1 Ta2 35.Sxg5 – ein dutzend Züge später musste Peter sich in die Niederlage fügen.

Nun zu den erfreulicheren Dingen: Daniel Kuhn (1823) fand sich mit Schwarz gegen Maximilian Glöckler (Brett 6, 1753) nach 24 Zügen vor einem weitgehend entleerten Brett wieder – remis. Gar schon nach 12 Zügen hatte Matthias Schubert (1839) an Brett 7 gegen Horst Ledig (1739) mit einem klassischen Bauernvorstoß am Damenflügel eine strategische Gewinnstellung erreicht, was den Mutterstädter wenig später dazu brachte, mit einem Figurenopfer (13…Sdcx5) im Trüben zu fischen (Schwarz am Zug):

Obwohl Schwarz zwischenzeitlich drei Freibauern für die Figur hatte, ließ Matthias an seinem Vorteil in der Folge keinen Zweifel aufkommen. In souveräner Manier saugte er alles Gegenspiel aus der schwarzen Stellung und vereinfachte Schritt für Schritt, ohne sich von seinen letzten Bauern zu trennen. Als Schwarz eine allerletzte Rettungschance – inklusive einer Abwicklung in ein Endspiel Turm gegen Turm und Springer (vgl. Meinrads Partie) – nicht nutzte, brachte der Landauer kurz nach der Zeitkontrolle den vollen Punkt ins Ziel.

Rainer Hornberger-Wissing (1988) setzte seinen Gegner Fauad Reha (1990) an Brett 2 ebenfalls bereits früh mit geradlinigem Spiel unter Druck (Weiß kam erst im 23. Zug zur Rochade…). Nachdem er seine beiden Springer auf dominierenden Vorposten (e4 und c4) eingepflanzt hatte, zeigte Rainer eine sehr schöne Dressurübung, um den schwachen Bauern auf a4 (!) zu erobern (Schwarz am Zug):

27…Sed6 28.Sac3 Sc8 29.g4 S8b6 30.f5 Sxa4 – voilà! In der Folge versuchte Fauad Reha alles (inklusive Figurenopfer), um die Partie noch zu drehen, doch Rainer ließ sich diesen Erfolg nicht mehr nehmen. Besonders erfreulich daran: Im letzten Mannschaftskampf gegen Schifferstadt war Rainer in der Rolle von Meinrad/Fabian gewesen, als es ihm nicht gelang, in einer lang umkämpften Partie den rettenden (halben) Punkt zu sichern.

Auch wenn die Dramatik eines engen Mannschaftskampfes besonders die am längsten laufenden Partien in den Mittelpunkt rückt und dementsprechend die daran beteiligten Spielerinnen und Spieler je nach Ausgang als Helden oder Unglücksraben im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, so gilt doch für die Dritte wie für alle Landauer Mannschaften: Wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren gemeinsam! No man left behind.

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