Unser Verein wurde im Jahr 1908 gegründet und gehört mit über 100 Mitgliedern (davon sind etwa die Hälfte Kinder und Jugendliche) zu den größten Schachvereinen in Rheinland-Pfalz. Mit insgesamt 9 Mannschaften und mehreren Mannschaften in der Nachwuchsliga nehmen wir aktiv am Spielbetrieb teil. NEUGIERIG geworden? Egal wie alt, egal ob Anfänger oder erfahrener Vereinsspieler - scheuen Sie sich nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen! Unser Spielabend findet samstags ab 15 Uhr (Jugend und Erwachsene) bzw. ab 17 Uhr (Erwachsene) im Otto-Hahn-Gymnasium (Eingang blaues Tor in der Langstraße) statt.

Landau II begräbt mit 4:4 gegen Bellheim die letzten Titelambitionen

Vier Punkte Rückstand auf die Spitze bei noch fünf verbleibenden Mannschaftskämpfen – das war die Situation von Landau II nach der knappen Niederlage gegen Kaiserslautern in Runde vier. Hartgesottene Fans der Zwooten träumten deshalb immer noch vom sofortigen Wiederaufstieg in die 1. Rheinland-Pfalz-Liga. Würden nicht die Spitzenteams aus Frankenthal und Kaiserslautern noch Punkte liegen lassen? Würden nicht zum Jahresausklang gegen den SC Bellheim, immerhin Vorletzter in der Tabelle (nur zwei Punkte gegen den letztplatzierten SC Schifferstadt), zahlreiche Brettpunkte winken? Nach der am 15. Dezember ausgetragenen Runde fünf weiß man nun: Frankenthal und Kaiserslautern dominieren weiterhin nach Belieben die Liga, wobei fünf zerknirschte Schifferstädter mit der 0:8-Höchststrafe aus K-Town nach Hause fuhren. Und: Die Zwoote war auch im Heimspiel gegen geschwächte Bellheimer (mit Svetlin Stojanov und Frank Salzgeber fehlten bei den Gästen beide 2200er) nicht bereit, von ihrem konsequenten 50%-Kurs abzuweichen. Dreimal gab es in dieser Saison nun bereits ein 4:4, einmal eine 3,5:4,5 Niederlage, einmal einen 4,5:3,5 Sieg. So wird man zwar nicht Meister, doch für gute Unterhaltung war auch am fünften Spieltag allemal gesorgt!

Nicht unwesentlich verantwortlich dafür war Lorenz Busch (1978), Herz, Hirn und Seele des SC Herxheim, der in dieser Saison für den SC Bellheim in den Ring steigt. Lorenz ist bekannt für eine betont solide Spielanlage, große Kampfkraft und Endpielraffinesse, also für ein Spiel auf der Linie von Capablanca, Karpov und Carlsen. Umso mehr erstaunte seine Eröffnungsbehandlung an Brett 2 gegen Dieter Schatz (2080):

Als es mit 5…Lxf2+?! in der weißen Stellung einschlug (Lorenz: „…das war spontan. Rainer [Kopf] und ich hatten uns das zwar vor ein paar Jahren angesehen, aber wir dachten damals, 7.Kg3 wäre ganz gut für Weiß.“), erlebte Dieter ein déjà-vu, hatte er doch selbst zum Saisonstart gegen den Lambsheimer Michael Achatz schon im vierten Zug eine Figur auf f7 investiert. Nun war es also an unserem Neo-Pensionär, mit dem verschreckten König über das Spielfeld zu laufen und die unverhoffte Mehrfigur zu „verwerten“, wobei nach 6.Kxf2 Sg4+ 7.Kg1 (ob 7.Kg3 Se3 8.Dg1 tatsächlich besser ist, wissen selbst die Programme nicht) Se3 8.De1 Sxc2 9.Dg3 Sxa1 10.Dxg7 Tf8 11.Sg5 sofort eine höchst eigenwillige und kompromisslose Stellung entstand.

Nach diesem aufregenden Start sorgten Thomas Hirschinger (1987) gegen Hans-Jürgen Kuntz (1874) an Brett 3 und Dr. Peter Fischer (1837) gegen Thomas Kopf (1864) an Brett 7 mit zwei raschen Schwarzremisen (13 bzw. 18 Züge) für etwas ruhigere Stimmung – 1:1

Ausgerechnet der Mannschaftsführer, Tobias Grenz (1944), musste dann an Brett 5 gegen Jannick Steinkönig (1819) die erste Landauer Niederlage quittieren.

Diese auch auf GM-Level recht häufig erreichte Stellung wirkt nur auf den ersten Blick harmlos. Durch die gut platzierten Läufer (d3, f4) kann Weiß, der hier über etwas Entwicklungsvorsprung verfügt, recht schnell mit Db3 und/oder Tc1 nebst Sa4-c5 unangenehmen Druck entfalten. Deshalb kommen als schwarze Kandidatenzüge vor allem 9…Le7 (normale Entwicklung), 9…Ld6 (Entwicklung und Neutralisierung des Lf4) sowie das etwas subtilere 9…Lh5 (mit der Idee 10…Lg6 gegen den Ld3 gerichtet) in Frage. Tobis 9…Sh5? hat dagegen in den Datenbanken zurecht  nur einen Vorgänger aus 1995: Zwar wird der Lf4 abgetauscht, doch nach 10.f3 Sxf4 11.Sxf4 muss Schwarz schon zum schwächenden 11…g5 greifen (11…Lf5 12.Lxf5 exf5 13.Sfxd5; 11…e5 12.fxg4 exf4 13.Df3!), um überhaupt in der Partie zu bleiben. Nach 12.fxg4 gxf4 13.Txf4 Ld6 14.Tf3 Dg5 15.Df1? (16.Th3!; 16.Db3 Tb8 17.Taf1!) gelang es Tobias mit forschem Spiel zwischenzeitlich wieder zu Ausgleich zu kommen, doch schließlich:

Nur mit 23…Lb6! (Gegenspiel um jeden Preis!) kann Schwarz hier noch kämpfen, während 23…Tf8 24.Lg4! bereits für die Entscheidung sorgte – nach 24…Kc6 25.Lxe6 fxe6 26.Dxe6+ stand es 1:2.

Dann die nächste dicke Überraschung an Brett 8 bei Daniel Kuhn (1853) gegen Raul Zuniga (1830):

Daniel, der ohne zu zögern eingesprungen war (klasse!) als Gerhard Silber kurzfristig ausfiel, zog hier 19.Tbg1 und bot die Punkteteilung an. Sehr schade, denn Weiß besitzt hier genau die Stellung, die man sich im Mannschaftskampf wünscht: Aus der Position der Stärke heraus kann der Anziehende mit seinem Läuferpaar und Plänen wie h4-h5-hxg6 den gegenspiellosen Nachziehenden bis zum Sankt Nimmerleinstag quälen, ohne selbst irgendetwas zu riskieren. Das Remisangebot wurde natürlich erfreut angenommen – 1,5:2,5.

Zu diesem Zeitpunkt waren aber die nächsten Pluspunkte für Landau bereits abzusehen. Insbesondere Joshua Wolfer (1934), der schon gegen Kaiserslautern zu einem Sieg gekommen war, beeindruckte an Brett 6 mit einem starken Vortrag gegen den erfahrenen Rainer Kopf (1841). Allerdings hatte Josh in der Eröffnung Riesenglück:

Anstatt sich mit 10.Lxc6 Dxc6 (10…Dxb2 11.00 Dxa1 12.Lxd7+ Lxd7 13.Db3 fängt die schwarze Dame) 11.Dd1 und Ausgleich zu bescheiden, setzte der Landauer hier im Vertrauen auf die Fesselung des a-Bauern mit 10.Sc3? fort, was ihm sein Gegner auch mit 10…Tb8? „glaubte“. Stattdessen hätte 10…axb5! 11.Dxa8 mit dem feinen Damenrückzug 11…Dd8!! die weiße Dame in die Bredouille gebracht (es droht 12…Sb6) und 12.Lg5 f6 13.exf6 gxf6 14.Lxf6 Sxf6 mit schwarzem Vorteil erzwungen.

Ähnlich verhielt es sich auch mit der endgültigen Entscheidung:

Weiß droht tödlich 23.Tc8. Der Bellheimer fand das rettende 22…a5! mit dem erneuten Rückzugsmotiv 23.Tc8 La6! nicht und ging nach 22…Sc6 23.Txc6 Lxc6 24.Dxc6 recht sang- und klanglos unter – 2,5:2,5.

Im Duell am Spitzenbrett zwischen Johannes Vogel (2153) und Rainer Zwick (1983) wurde bis zu den blanken Königen gekämpft, wobei Jo nach sehr erfreulichem Eröffnungsverlauf im frühen Mittelspiel eine goldene Gelegenheit verpasste:

18…Dh4? erlaubte es Weiß, mit 19.Df3 bei weiterhin schlechterer Stellung etwas Halt zu erlangen. 18…f3! hätte hingegen die weiße Koordination entscheidend gestört, z.B. 19.Lxf3 Dd6+ (auch 19…Le5+ mit ähnlichen Ideen ist gut) 20.Kg2 Dg6+ 21.Kh1 Lxh3 22.Tg1 Df5! 23.Lxb7 Tad8+ 24.Db3+ Kh8 25.Tg5 Dd7 und es ist deutlich, dass der weiße König wesentlich gefährdeter steht als sein Pedant. So kam es aber nach hartem Kampf zur Punkteteilung – 3:3.

Große Freude schließlich an Brett 4, wo Nico Kopp (2020) seine brutale Negativ-Serie (vier Remis und acht Niederlagen in den letzten zwölf Mannschaftskämpfen!) ausgerechnet gegen Landesspielleiter Jan Wilk (1854) beendete. Die wilde Partie wogte hin und her, bis am Ende bei Nico zwei Mehrbauern zu Buche standen.

Der Bellheimer versuchte hier noch als letzten Trick 55…Sxb3+!?, um nach 56.axb3 a3 57.g7 a2 58.g8D a1D+ ein Damenendspiel zu erreichen (das allerdings auch verloren ist), doch als Nico trocken mit 56.Lxb3 antwortete, gab Schwarz auf – 4:3.

Und Dieter? Lange hatte er die stärksten Fortsetzungen gefunden, dann aber im Getümmel einen Springer verloren. Verrückt genug, befand sich die Stellung dann trotz Minusturms (!) immer noch im Gleichgewicht. Doch schlussendlich brachte ausgerechnet ein Entwicklungszug das Verderben:

Was könnte an 18.Lf4? falsch sein (entwickelt eine Figur, fesselt und attackiert den Se5)? Antwort: Der schwarze Springer kommt, anders als beim richtigen 18.Dc3!, zurück ins Spiel und nach 18…Sc2 19.Dc3 Dc5+ 20.Kf1 b5 ist plötzlich Schwarz am Drücker. Der Nachziehende konnte – nicht ohne Wackler – seinen Materialvorteil zur Geltung bringen und so besiegelte am Ende ausgerechnet die am aggressivsten angelegte Partie das friedliche Gesamtergebnis – 4:4.

Mit dem Aufstieg hat die Zwoote nun nichts mehr zu tun – zu den restlichen Mannschaftskämpfen antreten muss sie aber natürlich trotzdem! Das bedeutet in der nächsten Runde am 26. Januar, nach Silvesterblitz und Wiedereröffnung der traditionellen Monatsblitz-Serie, ein Auswärtsspiel beim Tabellenersten in Frankenthal. Eine echte Herausforderung, doch würde es sicher niemanden überraschen, wenn Landau II dabei wieder einmal ein 4:4 erspielt.

Monatsblitz 23/24

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